Biographie - Carl Friedrich Gauß (1777-1855)

Hans-Heinrich Voigt




Zeittafel zum Leben von C.F. Gauß
Oft möchte man schnell wissen, wann ein bestimmtes Ereignis in Gauß' Leben stattfand oder auch, was sich zu einer bestimmten Zeit ereignete. Wir bringen darum hier eine Zeittafel, die ein schnelles Nachschlagen bei derartigen Fragen erlaubt. Es handelt sich um eine korrigierte Fassung der Zeittafel in den Mitteilungen der Gauß-Gesellschaft Nr. 33 (1996), S. 61.

Als Quellen für diese Zusammenstellung dienten:

Allen Autoren gilt unser besonderer Dank für die Zustimmung, ihre Zeittafeln für diesen Zweck zu verwenden.

Hans-Heinrich Voigt



Zeittafel

1777 30. April: geboren in Braunschweig, Am Wendengraben Nr. 1550.
Eltern: Gebhard Dietrich Gauß (1744-1808), Dorothea geb. Benze (1743-1839) aus Velpke.
1784-1788 Katharinen-Volksschule in Braunschweig (Lehrer Büttner).
1788-1792 Gymnasium Catharineum in Braunschweig.
1791 Juni: Gauß wird dem regierenden Herzog Carl Wilhelm Ferdinand von Braunschweig vorgestellt, Beginn der Stipendiengewährung.
Dezember: Beginn der mathematischen Schaffensperiode
1792-1795 Collegium Carolinum in Braunschweig (Keimzelle der heutigen Technischen Universität).
Immatrikulation: 18. Febr. 1792.
1792 Gauß beschäftigt sich mit der Frequenz der Primzahlen und auch in der Folgezeit bevorzugt mit zahlentheoretischen Problemen.
1795-1798 Studium an der Georgia Augusta in Göttingen (Immatrikulation am 15. Okt. 1795)
mit einem Stipendium des Herzogs von Braunschweig.
Wohnung 1795-1796: bei dem Schneider Johannes Blume, Gotmarstr. 11
Wohnung 1796-1798: bei Frau Volbaum, Kurze Geismarstr. 25
1796 29. März: Beginn des wissenschaftlichen Tagebuchs ('Notizen-Journal') mit der Entdeckung der Konstruierbarkeit des regelmäßigen 17-Ecks. Entschluß, Mathematik zu studieren.
Erste Veröffentlichung: Konstruierbarkeit regelmäßiger Vielecke.
31. Oktober: Freundschaftsbund mit Wolfgang Bolyai.
1797 Gauß untersucht die elliptischen und lemniskatischen Funktionen.
1798-1807 Privatgelehrter in Braunschweig mit herzoglichem Stipendium.
1799 25. Mai: letztes Treffen mit Bolyai in Clausthal.
16. Juli: Promotion in Helmstedt (bei J.Fr. Pfaff, in absentia) mit dem ersten vollständiger Beweis des Fundamentalsatzes der Algebra. Erlaß der mündlichen Prüfung.
Dezember: Gauß bei Pfaff in Helmstedt.
1799-1800 Briefliche Beratung des preußischen Oberstleutnants C.L. von Lecoq bei der trigonometrischen Aufnahme von Westfalen.
1801 Veröffentlichung des mathematischen Hauptwerks: 'Disquisitiones Arithmeticae' (Untersuchungen über höhere Arithmetik).
Oktober: Beginn der astronomischen Schaffensperiode
Berechnung der Bahn des von Piazzi am 1. Jan. 1801 entdeckten ersten kleinen Planeten Ceres.
Dezember: F.X. von Zach findet aufgrund der Gaußschen Berechnung die Ceres wieder.
1802 1. Januar: Olbers findet aufgrund der Gaußschen Berechnung die Ceres wieder.
12. Febr.: korrespondierenden Mitglied der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften zu Sankt Petersburg. [Ernennung in St. Petersburg: 31. Jan., da dort noch der Julianische Kalender galt.]
13. Nov.: Mitglied der königlichen Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttingen (heute: Akademie der Wissenschaften).
9. Mai: Ruf nach St. Petersburg, Gauß lehnt am 20. Okt. ab und bleibt in Braunschweig.
1802-1807 Triangulation in und um Braunschweig.
1803 Vom 24. Juni bis 6. Juli besucht Gauß seinen väterlichen Freund Wilhelm Olbers (1758-1840) in Bremen. Der Porträtmaler Johann Christian August Schwartz (1756-1814) fertigt Pastellgemälde von Gauß und Olbers an (heute in der Universitäts-Sternwarte in Göttingen).
26. August: Treffen mit Franz Xaver von Zach auf dem Brocken; Gauß begleitet ihn auf den Seeberg bei Gotha und übt sich dort in praktischer Astronomie.
1804 30. Jan.: 'Correspondant' des Institut de France (section de géométrie).
12. April: Fellow der Royal Society in London.
Ruf nach Landshut abgelehnt.
Beginn des Briefwechsels mit F.W. Bessel (1784-1846), auf Vermittlung von Olbers (erster Brief: 21. Dez.).
1805 9. Okt.: Gauß heiratet Johanna (Hannchen) Elisabeth Rosina Osthoff (1780-1809) aus Braunschweig.
1806 21. Aug.: Geburt des 1. Kindes Joseph (1806-1873),
genannt nach Giuseppe Piazzi (Entdecker des 1. kleinen Planeten, Ceres).
1806 10. Nov.: Tod des Herzogs Carl Wilhelm Ferdinand von Braunschweig an den Folgen einer Verwundung in der Schlacht bei Auerstädt. Tod und Begräbnis in Ottensen.
1807 26. Juni bis 15. Juli bei Olbers in Bremen, dort Begegnung mit Fr.W. Bessel.
Ruf nach Göttingen.
25. Juli: Ernennung zum ordentlichen Professor der Astronomie und zum Direktor der Universitäts-Sternwarte, Göttingen.
21. Nov.: Eintreffen in Göttingen,
Wohnung Ecke Turmstraße/Kurze Straße.
1807-1855 Professor in Göttingen.
1808 29. Febr.: Geburt des 2. Kindes Wilhelmine (Minna), (1808-1840),
genannt nach Wilhelm Olbers (Entdecker des 2. kleinen Planeten, Pallas; Taufpate).
Erste Vorlesungen. Einer seiner Hörer ist Heinrich Christian Schumacher (1780-1850),
Beginn des Briefwechsels bis zu dessen Tod (erster Brief 2. April).
14. April: Tod des Vaters in Braunschweig.
1809 Juni: Veröffentlichung des astronomischen Hauptwerks:
'Theoria Motus Corporum Coelestium in sectionibus conicis solem ambientium'.
10. Sept.: Geburt des 3. Kindes Louis (1809-1810),
genannt nach Ludwig Harding (Entdecker des 3. kleinen Planeten, Juno).
20. Aug.: Ablehnung eines Rufes nach Dorpat.
11. Okt.: Tod der ersten Frau Johanna.
Reise zu Olbers nach Bremen (bis 29. Okt.).
1810 Gauß erhält den Lalande-Preis.
1. März: Tod des Sohnen Louis
25. April: Ruf nach Berlin abgelehnt.
4. Aug.: Heirat mit Friederica Wilhelmine (Minna) geb. Waldeck (1788-1831).
Ruf an die Universität Leipzig. Wilhelm von Humboldt trägt Gauß an, einen Ruf nach Berlin anzunehmen.
In beiden Fällen lehnt Gauß ab.
1811 29. Juli: Geburt des 4. Kindes Eugen (1811-1896).
Weitreichende Untersuchungen zur Funktionentheorie.
1813 Abhandlung über hypergeometrische Reihen (Gött. Wissenschaften Gesellschaft).
23. Okt.: Geburt des 5. Kindes Wilhelm (1813-1883),
benannt nach Wilhelm Olbers, dem Entdecker des 4. kleinen Planeten, Vesta.
1814 9. Juli: letzte Eintragung in Gauß' Tagebuch.
1815 Zweiter Beweis des Fundamentalsatzes der Algebra.
1816 Dritter Beweis des Fundamentalsatzes der Algebra.
18. April bis 23. Mai: Reise mit Sohn Joseph nach Gotha (Sternwarte), München - Firma Reichenbach und Utzschneider, Benediktbeuren - Joseph Fraunhofer (1787-1826), Reichenhall/Berchtesgaden.
9. Juni: Geburt des 6. Kindes Therese (1816-1864).
Oktober: Umzug in die 'neue Sternwarte'.
29. Nov.: Ernennung zum Königlichen Hofrat.
1818 Beginn der geodätischen Schaffensperiode
Oktober: Reise nach Lüneburg (geodätische Beobachtungen, Anschluß an Dänische Triangulation von H.C. Schumacher).
1820 9. Mai: Gauß erhält den offiziellen Auftrag, die Triangulation des Königreichs Hannover vorzunehmen.
4. Sept.: Associé étranger der Académie des Sciences.
1821-1825 Leitung und Durchführung der hannoverschen Gradmessung
1821-23: zwischen den Sternwarten Göttingen und Altona
1824-25: Fortsetzung von Wilsede an die holländische Grenze.
1821 Erfindung und Erprobung des Heliotropen (Dreieck Inselsberg - Brocken - Hoher Hagen).
Ruf nach Hamburg abgelehnt.
Differentialgeometrische Untersuchungen (angeregt durch die geodätischen Arbeiten).
Die erste Nummer der Astronomischen Nachrichten (Hrsg. H.C. Schumacher) erscheint.
1824 5. April: auswärtiges Ehrenmitglied der Petersburger Akademie
(nach dem in Rußland geltenden Julianischen Kalender: 24. März).
1825-1845 Hannoversche Landesvermessung. Durchführung von Hauptmann Georg Wilhelm Müller, Friedrich Hartmann und Joseph Gauß; Berechnung der circa 2600 trigonometrischen Punkte durch C.F. Gauß.
1825 Juli oder Aug.: zwei Tage auf Wangerooge (Gauß' einzige Seereise).
Aug./Sept.: Reise nach Baden-Baden, um seine Frau nach ihrer Kur abzuholen. Hinreise über Marburg, Darmstadt, Mannheim; Rückreise über Schwarzwald, Tübingen, Stuttgart, Gotha.
1826 27. Sept.: Besuch von Alexander von Humboldt in Göttingen.
1827 Veröffentlichung des differential-geometrischen Hauptwerks 'Disquisitiones generales circa superficies curvas' (Allgemeine Untersuchung über krumme Flächen).
1828 18.-24. Sept.: 7. Versammlung der deutschen Naturforscher und Ärzte in Berlin (Betreuung der Gäste ab 14.9.; manche Sektionen tagen über den 24.9. hinaus).
Gauß wohnt als persönlicher Gast bei Alexander von Humboldt (14.9.-3.10.).
Erstes Zusammentreffen mit Wilhelm Weber.
1829 Untersuchungen zur Kapillarität, Prinzip des kleinsten Zwanges.
1830 15. Sept.: Tochter Minna heiratet den Professor der Theologie und Orientalistik Georg Heinrich August Ewald (1803-1875).
13. Okt.: Sohn Eugen wandert nach Amerika aus (Eugen wird zunächst Soldat, später Missionar).
1831 April: Berufung von Wilhelm Weber (1804-1891) als Professor der Physik nach Göttingen (Nachfolger von Johannes Tobias Mayer). 15. Sept.: Eintreffen in Göttingen.
Beginn der physikalischen Schaffensperiode.
12. Sept.: Tod der zweiten Frau Minna geb. Waldeck.
Tochter Therese führt ab jetzt den Haushalt.
1832 Aufstellung des absoluten physikalischen Maßsystems
(Vorlage in der Göttinger Societät der Wissenschaften: 15. Dez.; veröffentlicht 1841).
1833 April: Erfindung und Bau des elektromagnetischen Telegraphen (Drahtleitung vom physikalischen Kabinett zur Sternwarte).
Bau des Magnetischen Observatoriums (Gauß-Haus).
28. Juli: Besprechnung mit C.L. Gerling in Münden.
1833-1834 Dekan der philosophischen Fakultät.
1834 1. Dez.: Sohn Joseph zum Premier-Lieutenant befördert.
1836 April-Nov.: Joseph Gauß' Amerika-Reise (Studium des dortigen Eisenbahnwesens).
Gründung des 'Magnetischen Vereins' (Internationale Arbeitsgemeinschaft zur Erforschung des Erdmagnetismus).
1837 20. Juni: Tod König Wilhelms IV.; Ende der Personalunion von Hannover mit Großbritannien. Nachfolge in England: Königin Victoria; Nachfolger in Hannover: Ernst August, Herzog von Cumberland (1771-1851).
Beginn der Herausgabe der 'Resultate aus den Beobachtungen des magnetischen Vereins' (mit W. Weber), Publikation der Ergebnisse der von ihnen gegründeten internationalen Forschungs-Gemeinschaft (bis 1843).
6. Sept.: Gauß erhält das Ordenskreuz der französischen Ehrenlegion.
14. Sept.-23. Sept.: A. von Humboldt besucht Gauß.
19. Sept.: Hundertjahrfeier der Georgia Augusta; Gauß spricht zur 100-Jahr-Feier 'Über ein neues, zunächst zur unmittelbaren Beobachtung der Veränderungen in der Intensität des horizontalen Theils des Erdmagnetismus bestimmtes Instrument'.
29. Okt.: Sohn Wilhelm (verheiratet mit einer Nichte Bessels) emigriert in die USA (erst Farmer, später Schuhgroßhändler in St. Louis).
1. Nov.: Aufhebung der Verfassung; Protest der 'Göttinger Sieben' (darunter Wilhelm Weber und Gauß' Schwiegersohn Georg Ewald).
12. Dez.: Weber wird seines Amtes enthoben; er bleibt bis 1843 bei Gauß, geht dann nach Leipzig, kehrt 1849 nach Göttingen zurück.
Gauß beginnt Russisch zu lernen.
1838 Verleihung der Copley-Medaille von der Royal Society in London.
'Allgemeine Theorie des Erdmagnetismus' (= Resultate 1838; veröffentlicht 1839).
1839 18. April: Tod der Mutter Dorothea geb. Benze in Göttingen (im Alter von 95 Jahren).
Gauß wird Sekretär der königlichen Gesellschaft in Göttingen.
Oktober: Magnetischer Kongreß unter Leitung von Gauß in Göttingen mit Gästen u.a. aus England, Irland, Rußland.
1840 18. März: Sohn Joseph heiratet Sophie Erythropel (1818-1883) in Stade.
Letzte Schaffensperiode: verschiedene Gebiete der Mathematik, Optik, Geodäsie und Astronomie.
12. Aug.: Tod der Tochter Minna Ewald in Tübingen.
1841-1842 Zum zweiten Mal Dekan der philosophischen Fakultät.
1841 Gauß lernt die Arbeiten von N.I. Lobacevskij kennen.
1842 31. Mai: Verleihung der Friedensklasse des Ordens Pour le mérite.
Sept.: Ruf nach Wien abgelehnt.
1843 Erste Abhandlung 'Untersuchungen über Gegenstände der Höheren Geodäsie' (Vorlage in der Societät der Wissenschaften 23. Okt.); veröffentlicht 1844.
1845-1846 Zum dritten Mal Dekan der philosophischen Fakultät.
1845 1. Juli: Ernennung zum 'Geheimen Hofrath'.
1846 15. Okt.: Sohn Joseph tritt als Baurat in den Dienst der 1843 gegründeten Königlich Hannoverschen Eisenbahndirektion (Leitung der technischen Arbeiten).
Zweite Abhandlung 'Untersuchungen über Gegenstände der höheren Geodäsie' (Vorlage in der Societät der Wissenschaften 1. Sept.; veröffentlicht 1847).
16. Dez.: Zerstörung der Telegraphenleitung durch Blitzschlag.
1849 5. April: Ehrenmitglied der Universität Kasan (nach dem in Rußland geltenden Julianischen Kalender: 23. März).
10. April: Geburt von Joseph Gauß' Sohn Carl August (1849-1927) - einziger in Deutschland geborener Enkel von C.F. Gauß.
8. Juli: Ehrenbürger der Stadt Braunschweig.
14. Juli: Ehrenbürger der Stadt Göttingen.
16. Juli: goldenes Doktorjubiläum.
Aus diesem Anlaß: Vorlage der Abhandlung 'Beiträge zur Theorie der algebraischen Gleichungen' (= vierter Beweis des Fundamentalsatzes der Algebra); zum Jubiläum Besuch von C.G.J. Jacobi, F.G. Lejeune Dirichlet und (verspätet) B. von Lindenau.
1850 R. Dedekind (1831-1916) studiert bei Gauß (WS 1850/51).
1851 Gutachten über die Universitäts-Witwenkasse; damit Schaffung der Grundlagen der Versicherungsmathematik.
1852 E. Schering (1833-1897) und A. Enneper (1830-1885) studieren bei Gauß.
Dedekind promoviert bei Gauß mit der Dissertation 'Über die Elemente der Theorie der Eulerschen Integrale'.
1854 21. Jan.: Gauß muß sich wegen Herz- u.a. Beschwerden in ärztliche Behandlung begeben.
10. Juni: Habilitationsvortrag von B. Riemann (1826-1866) im Beisein von Gauß; Thema: 'Über die Hypothesen, welche der Geometrie zu Grunde liegen'.
31. Juli: Eröffnung der Eisenbahnlinie Hannover-Göttingen (Gauß nimmt als Zuschauer teil).
7. Aug.: Stiefbruder Georg (* 1769) stirbt in Braunschweig.
1855 23. Febr.: Gauß stirbt morgens gegen 1 Uhr in Göttingen.
26. Febr.: Trauerfeier und Begräbnis (Albanifriedhof).
König Georg V. von Hannover läßt eine Gedenkmünze prägen, auf der Gauß als 'Mathematicorum Princeps' bezeichnet wird.

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Erstellt am 28. Mai 2015. Die letzte Änderung stammt vom 5. April 2024.